Die Schwetzinger Mozartgesellschaft macht es sich zur Aufgabe, Menschen für Klassische Musik zu begeistern, besonders natürlich für die Kompositionen von Wolfgang Amadé; und dafür organisiert sie mit der Stadt unter anderem die Schwetzinger Mozarttage, bei denen vom 27.09.-13.10.2024 bekannte Solisten, Ensembles und Orchester, aber auch junge, frische Talente auftreten, um für das Publikum musikalisch Bekanntes zu interpretieren und Neues zu erschließen.
Auch in diesem Jahr – wie zuvor – durften sich die Schwetzinger über den Besuch besonderer Talente freuen, die von der Ponto-Stiftung ausgezeichnet worden sind und gefördert werden: Drei der vielleicht derzeit größten musikalischen Jungpianisten Deutschlands, allesamt Preisträger ihrer jeweiligen Altersgruppe beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ 2024, gastierten am vergangenen Samstag im Rokokotheater. Und weil es der Mozartgesellschaft besonders wichtig ist, mit Musik Brücken zu bauen und gerade auch die jungen Menschen für die Musik und die außergewöhnliche Theateratmosphäre in Schwetzingen zu gewinnen, hatte sie dem Klavierstudio für begabte Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Tatjana Worm-Sawosskaja für dieses besondere Konzert zehn Freikarten zur Verfügung gestellt. Damit traf sie auf fruchtbaren Boden: Denn die jungen Eleven des Klavierstudios, alle zwischen sieben und dreizehn Jahren alt, sind ebenfalls bühnenerfahren und die meisten von ihnen konnten mit ihrer Fingerfertigkeit und Kunst am Klavier selbst bereits Preise bei zahlreichen Wettbewerben in ihrer Altersgruppe gewinnen. Für diese Zielgruppe war es besonders wertvoll, auf den besten Plätzen ganz vorne im Parkett sitzen zu dürfen. So konnten sie ihren virtuosen Vorbildern direkt aus der Nähe auf die Finger sehen und das harmonische Zusammenspiel der pianistischen Solisten mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg bewundern.
Es sollte eigentlich nicht erstaunen, dass sich der Stuttgarter Kolja Hölscher und die beiden aus China stammenden Tianrun Jin aus Qingdao und Tantan Wang aus Hunan, alle um die 16 und 17 Jahre alt, ausdrucksstark und klangdifferenziert präsentierten. Aber die außergewöhnliche Sensibilität und Qualität ihrer jeweiligen Auftritte beeindruckte die jungen Schwetzinger Hörer dennoch: Überzeugend interpretierten die jungen Solisten die Klavierkonzerte von Haydn, Hummel und Weber im Zusammenspiel mit dem Orchester und unter der Leitung des Dirigenten Junyoung Kim.
Mit Mozarts Ouverture zum Ballett „Les petits riens“ (KV Anh. 10/299b) aus dem Jahr 1778 stimmte das Orchester das Publikum mit spielerischer Freude auf das Folgende ein; Haydns Klavierkonzert D-Dur wurde kurz danach, 1784, veröffentlicht, es setzt eine spielerische, technische Brillianz des Solisten voraus, dem Tantan Wang beeindruckend gerecht wurde. Tianrun Jins Anschlag erschien der erfahrenen Konzertpianistin Tatjana Worm-Sawosskaja und ihren Schülern besonders klar und einfühlsam; sie entwickelte äußerste dynamische Spannungen und schien bei ihrer Interpretation völlig vom Concertino für Klavier und Orchester in G-Dur op. 73 von Johann Nepumuk Hummel durchdrungen zu sein. Aber auch das abschließende große Konzert, das „Grand Concerto“ Nr. 2 Es-Dur von Weber (op. 32, J.155) hatte im Klavier-Part seinen Meister gefunden: Souverän aber hingebungsvoll verwandelte Kolja Hölscher die Tastenklänge in allen Sätzen zu vollen Klanggebilden, zeigte rasante Sprünge und Läufe mit scheinbarer Leichtigkeit. Individuell, aber in jedem Fall professionell demonstrierten die jungen Künstler auf der Bühne, dass sie ihre Auszeichnungen völlig zu Recht zugesprochen bekommen hatten und sich das Publikum künftig hoffentlich noch auf viele weitere gelungene solistische Konzertabende mit ihnen freuen darf.

Die Schüler aus dem Klavierstudio für begabte Kinder und Jugendliche von Tatjana Worm-Sawosskaja konnten den Abend mit nachhaltigem Verständnis genießen: Sie hatten sich vor dem Konzert auf die Biographie der ausgeführten Komponisten, den historischen Kontext der Kompositionen und die Besonderheiten der an diesem Abend gespielten Werke vorbereitet. Nach dem Konzert überreichte Anselm, der Jüngste von ihnen, den drei Solisten jeweils einen selbst gebastelten Zauberstab mit notenverzierten Bleistiften – als persönliche Anerkennung ihres bewunderten Auftritts, auf den er sich seit Tagen gefreut hatte. Die jungen Künstler auf der großen Bühne erschienen sichtlich überrascht und erfreut, in Schwetzingen auch die jüngsten Menschen mit ihrer Kunst erreicht zu haben und vom Publikum eine durchweg positive Resonanz auf ihre beeindruckende Leistung erfahren zu dürfen. Gerne gaben sie den jungen Schwetzingern bei der anschließenden Begegnung Autogramme und herzliche Grüße mit auf den Weg.
Für die Schwetzinger Schüler ist außerdem die an diesem Abend erlebte Gruppendynamik nicht zu unterschätzen: Die jungen Klavierfreunde hatten das große Glück, gemeinsam einen unvergesslichen musikalischen Ausflug miteinander verbracht zu haben. Gerade in vielen klassischen Konzerten sind Kinder im Publikum immer seltener; die wenigen, die üblicherweise mit ihren Familien kommen, sitzen dann auch nicht gemeinsam mit anderen Altersgenossen in der ersten Reihe. Eine solche Erinnerung in der Gruppe verbindet hingegen, holt die Kinder während des klassischen Musikgenusses aus ihrer Außenseiterrolle und stärkt die Motivation, den erlebten Vorbildern nachzustreben. Rosa Grünstein, die Vorsitzende der Mozartgesellschaft Schwetzingen, traf die begabten Schüler des Klavierstudios in der Pause und konnte sich über das begeisterte Leuchten freuen, die das Konzert in die Augen des musikalischen Schwetzinger Nachwuchses gezaubert hatte und die sich über das Gehörte begeistert austauschten. Sie machte ihnen Mut: Mit Talent, guter Vorbereitung und großem Fleiß werden solche Meisterleistungen vielleicht auch ihnen einst gelingen.

 

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